Deichgedanken 2024
Es ist wieder so weit. Schilling´s sitzen mit Hund und Kater auf dem Deich, die politische Lage in Deutschland ist nicht besser geworden (im Gegenteil) und der „Alte Schilling“ denkt darüber nach, ob es sinnvoll war, seine Söhne in seinen Betrieb einsteigen zu lassen.
Der Betrieb geht mit den Jung´s in die 7. Generation und, wie man vor Weihnachten gesehen hat, kann jeder fähige oder weniger fähige Politiker das Einkommen der Landwirte bestimmen und nach Belieben kürzen. Der angekündigte Wegfall der Agrardieselbegünstigung und der Steuerbefreiung für Landmaschinen und selbst fahrende Arbeitsmaschinen (Mähdrescher, Häcksler) wird unseren Betrieb ca. 10 000 €/Jahr kosten. Nun haben die Herrschaften das wieder ein wenig relativiert, jetzt bleiben „nur noch“ 5000 € Einkommensverlust.
In diesem Zusammenhang höre ich immer das Wort Subvention. Frage: „Was wird denn letztendlich subventioniert?“ Antwort: „Nicht der Bauer, sondern Lebensmittel in Deutschland!“
Warum? In Deutschland und Westeuropa produzieren die Bauern unter den höchsten Umweltstandards auf der Welt und müssen mit den niedrigsten Standards auf dem Weltmarkt konkurrieren, teuer erzeugen, billig verkaufen; damit die Lebensmittel für den Verbraucher bezahlbar bleiben, erhalten die Bauern Geld, dass die Verbraucher nicht mehr als ca. 15 % ihrer verfügbaren Gelder für Lebensmitteleinkäufe ausgeben müssten. Ansonsten wären die heimischen Lebensmittel aufgrund der Produktionsauflagen und der miserablen Standortbedingungen (Löhne, Energie, Infrastruktur, Bürokratie) sehr viel teurer.
Im Übrigen werden alle Landwirte in Europa so bezuschusst und wenn man den deutschen Bauern jetzt diese Gelder streicht, werden sie auch innerhalb Europas gar nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Manche europäischen Kollegen dürfen schon heute mit Heizöl fahren oder erhalten deutlich höhere Steuernachlässe beim Diesel und das bleibt auch so, weil die anderen Nationen nicht so bekloppt sind wie die Deutschen und sie ihre Nahrungsmittelproduktion in ihrem eignen Land halten wollen.
Warum protestieren die Bauern?
Obige Beschlüsse waren nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Jahrelange bürokratische Gängeleien, Kontrollen, die Diskriminierungen als Umweltverschmutzer oder Tierquäler und die ständige Beschneidung der Verdienstmöglichkeiten sind tiefsitzende Ursachen für einen nahezu unendlichen Frust einer Berufsgruppe. Da muss man sich nicht wundern, wenn das auch mal unkontrolliert (in dieser Form vielleicht auch nicht akzeptabel) wie in Schlüttsiel ausgeht. Auf der anderen Seite muss man sich in diesem Fall fragen, warum man seitens der Sicherheitsbehörden zuließ, dass die Fähre mit Vizekanzler, Herrn Habeck,diesen Weg nahm. Die Demonstranten harrten dort schließlich lange vor Ankunft schon aus. War man vielleicht sogar an einer Eskalation interessiert, um die Bauern in Summe in Misskredit zu bringen und den bundesweiten Protesttag im Vorfeld schon negativ zu belasten?
Am 08. Januar gehen nicht nur Bauern auf die Straße. Da sind ganz viele Menschen dabei, die es überdrüssig sind, sich von Politikern regieren zu lassen, die nicht in der Lage sind, die Probleme in diesem Land analytisch, mit Sachverstand und Weitblick zu lösen. Das System ist immer dasselbe: Man kündigt etwas an, sieht sich wilder Ablehnung (weil nicht durchdacht) gegenüber und nimmt es wieder zurück. Sieht so nachhaltige, seriöse und gut strukturierte Politik aus?
Ja, wir haben schon schlaue Menschen am Schalthebel sitzen. Die letzten 4 sichersten Kernkraftwerke Deutschlands abschalten, Braunkohlekraftwerke aufschalten, Atomstrom in Frankreich kaufen, Nahrungsmittelproduktion auslagern, ungeregelte Migration zulassen sind schon Beispiele, die einem das Lächeln im Gesicht gefrieren lassen und denen, die über den Tellerrand hinausschauen können, auch Angst machen.
Deshalb ist es eminent wichtig, dass nicht nur die Bauern, sondern auch die anderen Mittelständler und die Bevölkerung (die Bürger sind immer die, die letztendlich zahlen) am 08. Januar 2024 auf die Straße gehen und der politischen Führung unmissverständlich und friedlich aufzeigen, dass es jetzt reicht und dass jegliche Schmerzgrenzen überschritten sind.
Ich gehe dann mal zu den Schafen auf den Deich; die haben so was wie eine biologische Intelligenz und eine erfrischende Sensibilität und ein gutes Gefühl dafür, was geht und was nicht.